Im „Ruhrpott“ wandern – beim Ruhrgebiet im Westen Deutschlands denken viele zunächst nicht an erholsame Streifzüge durch die Natur, sondern an den größten Ballungsraum Mitteleuropas, einst geprägt durch Steinkohlebergbau und Stahlindustrie. Die stillgelegten Zechen mit ihren mächtigen Fördertürmen sind heute Wahrzeichen der Region, Industriedenkmal und auf einer Wanderkarte des Ruhrgebiets gut als Wanderziel auszumachen. Zahlreiche, meist steigungsarm verlaufende Themenwege informieren über Geologie, Kultur, Natur sowie über den Mythos des Ruhrgebiets, das nach dem Zweiten Weltkrieg der Motor des deutschen Wiederaufbaus und Wirtschaftswunders war.
Eine Themen-Wanderung zur Vergangenheit des Ruhrgebiets als größtes Steinkohle-Abbaugebiet Europas führt zu Zechen und Industrieanlagen, von denen viele heute kulturell genutzt werden – wie die Zeche Zollverein in Essen, der Landschaftspark Duisburg-Nord mit riesigen Hochöfen und das Gasometer Oberhausen. In vielen Jahrzehnten Bergbau wurden teils über hundert Meter hohe Abraumhalden angehäuft. Diese sind inzwischen begrünt und es kann hinaufgewandert werden. Auf vielen der künstlichen Hügel wurden spektakuläre Kunstwerke errichtet. Oben angelangt, bietet sich ein faszinierender Rundumblick auf die vielen Städte des Reviers, auf Fördertürme, Hochöfen, Schlote sowie auch auf Bürohochhäuser. Sie symbolisieren den vielerorts gelungenen Strukturwandel, der einige Ruhrgebietsstädte heute zu einem modernen Industrie- und Dienstleistungsstandort macht. Auf Schusters Rappen gut erreichbar ist auch das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum, in einem alten Bergwerk. Es ist ein lohnendes Ziel, um die harte Arbeit der Kumpel unter Tage nachzuempfinden.
Eine schöne Citywanderung führt durch den Naherholungs- und Erlebnispark Gruga in Essen mit seinen Schaugärten und großen Sport- und Spielplätzen zum Baldeneysee. Der fast acht Kilometer lange Stausee steht anderen, bekannten städtischen Gewässern in nichts nach: Cafés, Biergärten, Bootsverleihe säumen das bewaldete Ufer und bieten Wanderern schöne Einkehrmöglichkeiten.
An den Reichtum der Großindustriellen erinnert die schlossartige Villa Hügel der Familie Krupp, die Wanderer oberhalb des Baldeneysees erreichen. Eine kurzweilige Wanderung führt durch den 28 Hektar großen Hügelpark rundum die Villa: Er wurde im Stil der englischen Landschaftsarchitektur gestaltet und bietet einmalige Panoramablicke in eine idealtypische, scheinbar wie natürlich entstandene Wald- und Wiesenlandschaft. Sehenswert ist auch das Spatzenhaus in der Größe eines heutigen Einfamilienhauses, dass Alfred Krupp für seine Töchter als Spielhaus errichten ließ.
Ein nahezu unbewohntes Naturschutzgebiet ist die Hohe Mark am Nordrand des Ruhrgebietes, bei Dorsten. Hier erklimmen Wanderer, ausgestattet mit einer guten Wanderkarte, den Waldbeerenberg. An der mit 146 Metern Höhe höchsten Erhebung der Hohen Mark kann die sagenumwobene Hexenbuche besichtigt werden.
Die aufgezählten Wanderziele sind nur ein Ausschnitt aus dem großen Wanderangebot des Ruhrgebiets: Um die Vielfalt des Reviers sowie den meist rauen, aber sehr herzlichen Charme seiner Bewohner beim Wandern zu erleben, sollten mit einer guten Wanderkarte im Gepäck mehrere Tage eingeplant werden.