Eine abwechslungsreiche Wanderung im Tal der Sitter im Südwesten von St. Gallen: 18 Viadukte, Hängebrücken, gedeckte Holzbrücken und moderne Auto- und Bahnbrücken überspannen das Tal der Sitter und den Fluss auf relativ kurzer Distanz. Bei jeder Brücke finden sich Informationen zur Geschichte der Brücke bzw. zu technischen Details. Ein Schnellkurs im Brückenbau!

> Bei den Wegweisern der Bahnstation St. Gallen-Haggen 01 folgen wir den braunen Pfeilen für den St. Galler Brückenweg. Der Weg führt durch ein Wohnviertel zum Restaurant Wirtschaft zum Schlössli Haggen 02, ein zwischen 1642 und 1644 erbautes Herrenhaus mit schlossartigem Charakter. Auf der Haggenstrasse geht es nun aufwärts zur ersten Brücke, der imposanten, modernen Fachwerkbrücke Haggen – Stein 03, die 98,6 m über der Sitter das Tal überspannt. (Wer nicht so viel Zeit hat bzw. sich einen Ab- und folgenden Anstieg sparen will, kann hier die Tour abkürzen und einfach über die Brücke spazieren).

Nun wandern wir ins Tal zur Sitter hinunter – ins Schutzgebiet "Sitter- und Wattbachlandschaft". Zunächst verläuft der Weg über eine Teerstrasse, in einer Spitzkehre wird der Wattbach überquert. Über uns überspannt die Fachwerkbrücke zierlich das Tal und gibt die Höhe vor, auf die wir später zurückkehren müssen. Zunächst aber schauen wir uns die alten Hüslibrücken 04 über die Sitter bzw. den Wattbach an. Beide wurden 1787 gebaut, diejenige über den Wattbach gilt als die schönste der erhaltenen Holzbrücken. Bevor es die moderne Brücke gab, waren die Menschen jahrhundertelang von Stein kommend ins Sittertal abgestiegen, hatten in "Zweibruggen" Sitter und Wattbach überquert und mussten dann nach Haggen hoch die "Hundwilerleiter" mit ihren 364 Stufen hinaufsteigen.

Der Brückenweg führt durch die Hüslibrücke über die Sitter und nun über Wiesen in einem Bogen steil ansteigend hinauf auf das Niveau der modernen Fussgängerbrücke und weiter zu den ersten Häusern von Störgel. An der nächsten Weggabelung biegen wir rechts ab und wandern – leider auf Teerstrasse – aussichtsreich auf den Höhen über dem Sittertal nach Westen. Es ist eine idyllische, von der Landwirtschaft geprägte Hochfläche mit schönen Bauernhäusern, vielen Obstbäumen und grasenden Kühen.

An einem Hof zweigt der Brückenweg nach rechts ab und führt – nun wieder auf Naturbelag – hinunter zu den zwei gedeckten Kubel-Brücken. Die Holzbrücke über die Urnäsch 05 ist voller Sprüche und wird deswegen auch die "sprechende Brücke" genannt. Sie wurde 1780 erbaut, nachdem zwei Jahre zuvor ein Hochwasser alle Brücken und Stege über die Urnäsch zerstört hatte.

Die zweite Holzbrücke über die Sitter 06 (um 1800 erbaut) durchschreiten wir. Hier könnte man die Wanderung abbrechen und zur Bahnstation St. Gallen-Bruggen hochsteigen. Über den Holzbrücken erhebt sich das Bahnviadukt der SOB, auch das schon über 100 Jahre alt. Nun kommen wir zu den Gebäuden der St. Gallisch-Appenzeller Kraftwerke mit einer eigenen Kavernenbrücke und laufen unter dem SBB-Bahnviadukt hindurch.

Unter der steinernen, 1807 erbauten Kräzern-Strassenbrücke kann man nicht durchlaufen, stattdessen folgt man der Strasse hoch zur Kräzernstrasse, vorbei an einem Zollhäuschen von 1778, das zur Erhebung des Brückenzolls für die hölzerne Vorgängerbrücke erbaut worden war. Auch hier könnte man die Wanderung abbrechen und Richtung Stocken (an der Strasse rechts) zur Bushaltestelle laufen. Nach Überqueren der Kräzernstrasse geht es gleich links wieder hinunter zur Sitter (Sittertalweg) und unter einer weiteren Strassenbrücke, der Fürstenlandbrücke, hindurch. Nun folgt ein schönes, wenn auch kurzes Wegstück entlang des Bachs und des Sitterkanals. Bei der Wasseraufbereitungsanlage queren wir die Sitter auf dem Sittersteg 07 (von 1882) und wandern durch Wiesen und dem 53 m langen Aquädukt Tobel hindurch.

Gleich hinter dem Aquädukt biegt der Brückenweg in die Rechenwaldstrasse ein und überquert die Rechenwaldbrücke. Nun folgt der unschöne, rund 20-minütige Marsch vorbei an einer (stinkenden) Kläranlage 08. Hier ist Durchhalten angesagt; unbeirrt der Strasse für rund 800 m folgen. Dann endlich die Erlösung: Nach einem Waldstück zweigt der Wanderweg links zu einem Firmengelände ab.

Vor der Schranke rechts am Holz-Atelier Bettina Portmann vorbei überqueren wir die Ganggelibrogg 09, eine 65 m lange Hängebrücke. Kurz darauf macht der Weg einen Knick nach rechts und führt zur Sitter hinunter. Auf dem Burentobelweg geht es am Ufer unter dem Sitterviadukt der A1 hindurch zum Firmengelände von Filtrox. Die Firma hat ihre eigene Sitterbrücke 10 über den Fluss, wir überqueren sie und sind nun fast schon am Ziel.

Links in die Hauptstrasse abbiegen und von dieser zur alten Gedeckten Spiseggbrücke 11 abbiegen. Die geschindelte Holzbrücke wurde 1779 errichtet. Wer will, kann nun noch zur letzten Brücke, der neuen Spiseggbrücke, vorlaufen – von dort hat man einen schönen Blick auf die alte Holzbrücke. Von der neuen Brücke geht man einige Schritte zurück zur Bushaltestelle Spisegg 12. Von hier fährt regelmässig das Postauto zum Hauptbahnhof St. Gallen mit Umsteigemöglichkeit zum Bahnhof St. Gallen-Haggen 01.

Brückenweg St. Gallen