Ausgangspunkt ist das Solsteinhaus 01, welches über zahlreiche Zugänge erreichbar ist: Der kürzeste Zugang ist von Hochzirl über die Solnalm, der schönste über die Gleirschklamm von Scharnitz, der anspruchsvollste Zugang über die Freiungen von Seefeld. Um möglichst früh zu starten und das schöne Licht zum Beobachten und zum Fotografieren nützen zu können, empfehlen wir eine Übernachtung im Solsteinhaus der Sektion Innsbruck.

Von der Hütte 01 aus geht es Richtung Osten zur wenige Minuten entfernten Erlalm 02, in deren Tümpel zahlreiche Bergmolche leben. Im Sommer sind die Molchlarven mit freiem Auge zu erkennen. Bei der Wegabzweigung halten wir uns links, um dann in das für das Karwendelgebirge so typische Latschengebüsch einzutauchen. Der Weg verläuft anfangs abwechselnd in steilen Stufen und flacheren Passagen dahin, bevor es in recht steilen Kehren zügig bergauf geht. Zwischen den Latschen sind immer wieder kleinere offene Stellen mit einer artenreichen Flora: Brillenschötchen, Sumpf-Herzblatt, Europäischer Alpenhelm, Alpen-Wundklee, Steinbrecharten wie der Quellsteinbrech und Enziane wie der Stängellose Enzian. Auch typische Vogelarten des Latschengürtels wie Ringdrossel und Hausrotschwanz sind zu hören und manchmal auch zu beobachten.

Der Latschenbestand wird langsam lichter und auf einer Höhe von circa 2160 m verlassen wir den Normalweg und folgen dem sogenannten Stiftensteig 03. Über mehrere kleine Geländekammern wandern wir nur leicht ansteigend Richtung Süden. Der schmale Weg, schön eingebettet in die umliegenden Bergwiesen 04, bietet viele Möglichkeiten zum Beobachten. Gämsen und Bergpieper sind beinah bei jeder unserer Exkursionen anzutreffen. Nach etwa 1 km erreichen wir den Edelweißgrat 05 und steigen nun direkt auf den Gipfel zu. Die Felsplatten vor uns unterhalb des Gipfels sind ein Eldorado für Gämsen. Auch Steinböcke können dort immer wieder angetroffen werden. Es zahlt sich also aus, immer wieder mal mit dem Fernglas das Gebiet abzusuchen und die eine oder andere tierische Entdeckung zu machen. Ein absichtliches Nachstellen der Tiere sollte aber auf jeden Fall vermieden werden. Auch wenn der Gipfel schon sehr nah erscheint, braucht es trotzdem noch etwas Zeit, bis man kurz unterhalb des Kreuzes auf den Normalweg trifft.

Am Gipfel 06 angelangt sollte man sich unbedingt die Zeit nehmen, den Ausblick zu genießen. Nicht nur zahlreiche Karwendelgipfel, auch das Wetterstein, die Zugspitze und die Stubaier Alpen sind vom Großen Solstein aus gut zu erkennen und mit Karte auch recht einfach zu bestimmen. Unmittelbar vor uns liegt der markante Kleine Solstein, der nicht nur deutlich schwieriger, sondern auch um knappe 100 m höher ist als sein vermeintlich großer Bruder!

Abstieg über den Normalweg. Gerade am Beginn des Abstiegs zahlt sich ein Blick auf die zahlreichen – zur Blüte sehr bunten – Polster aus. Besonders vom Stängellosen Leimkraut gibt es sehr schöne Exemplare. Auch die seltene Zwerg-Primel fasziniert mit ihren riesigen Blüten. Weiters hat die gegenüberliegende Kette mit Erlspitze und Kuhljoch einen Blick verdient. Die geologischen Faltungen sind fantastisch!

Großer Solstein • 2541 m