Der klassische Aufstieg zum Lac de Nino, der zu den schönsten korsischen Bergseen gehört, beginnt beim Forsthaus von Poppaghia oberhalb des Stausees von Calacuccia. Dabei durchqueren wir noch dazu einen der schönsten Wälder der Insel, der aus riesigen Laricio-Kiefern gebildet wird.

Am Parkplatzbeim Forsthaus Poppaghia 01, das zum Waldschutzgebiet Valdu-Niellu gehört, empfängt uns der Wegweiser "Lac de Nino 2.45 Std." und leitet uns auf den Pfad, der zuerst durch dieses Schutzgebiet verläuft. Valdu-Niellu bildet zusammen mit dem westlich anschließenden Forêt d’Aitone das größte geschlossene Waldgebiet Korsikas. Stattliche Buchen und 30 m hohe und bis zu 500 Jahre alte Lariciokiefern bauen diesen herrlichen Forst auf, der den oberen Teil der Golotalung zur Gänze einnimmt. Entlang des unteren Abschnittes unseres Wanderweges begleiten uns zudem mit Moos überzogene Felsen und Farne, die den Urwaldcharakter unterstreichen. Der Weg umläuft zuerst die Nordspitze des bewaldeten Hangrückens Crète d’Orsu-Longu, ehe er in die bewaldete Talung des Ruisseau di Colga eintritt und dem Wildbach am orografisch rechten Ufer entlang führt. Parallel zum Bachlauf steigen wir in schattigem Gelände auf einem steinigen Weg stetig aufwärts, bis wir nach 20 Minuten auf eine Forststraße treffen. Diese führt mit einer Holzbrücke ans andere Ufer, wo sich die Tour fortsetzt. Bald müssen wir einen Seitenbach queren, der mit Erlengebüschen verwachsen ist. Mit etwas undeutlicher Wegführung steigen wir weiter im Bachtal aufwärts und queren wieder ans rechte Ufer. Dabei ist auf die Markierungen zu achten, die am gegenüberliegenden Ufer an den Bäumen angebracht sind. Wir befinden uns nun auf einer Landzunge, die zu beiden Seiten vom Wildbach umflossen wird. Mit steilem, aber wildromantischem Verlauf, arbeitet sich der Weg durch knorrige Kiefern der Waldgrenze entgegen. Von rechts biegt der Höhenweg Sentier Ronde de Valdu Niellu ein, nur wenig später erreichen wir die Bergerie de Colga 02(1411 m), die mit aus Stein gebauten Ställen und saftig grünen Weideflächen aus der Felssturzlandschaft heraussticht.

Weiter geht es durch das schuttreiche und mit Sträuchern bewachsene Gelände. Wir müssen gut auf die ausgetretene Trasse achten, um am Weg zu bleiben. Hinter der Alm beginnt der Anstieg zur Bocca a Stazzona, der steil und rutschig über zahlreiche Grobblöcke und teilweise glatt geschliffene Felsplatten führt. Ab und zu muss man die Hände zu Hilfe nehmen und vorausschauend nach den gelben Markierungen suchen, die den richtigen Wegverlauf zeigen. Selbst im späteren Frühjahr können hier die Mulden noch mit Schnee gefüllt sein. Der Weg steigt links des Bachlaufes mit steilem Verlauf schräg aufwärts, wobei wir die markanten Steinblöcke, die am Sattel der Bocca a Stazzona 03(1762 m) liegen, als Orientierungshilfe verwenden können. Nach gut einer Stunde mühevollen Aufstiegs ab der Alm erreichen wir den Sattel, der von den "Ochsen des Teufels" genannten Steinen beherrscht wird. Die markanten Felsbrocken stellen der Legende nach versteinerte Ochsen dar, die einst den Pflug des Teufels gezogen haben sollen.

Gleich hinter dem Sattel öffnet sich nach Süden der weit reichende Blick über das Becken des Lac de Nino (1743 m) hinweg bis zur Hochgebirgskette des Campotile, während im Norden Paglia Orba und Monte Cintu aufragen. Das tiefblaue Gewässer strahlt eine überwältigende Romantik und Lieblichkeit inmitten dieser bizarren Bergwelt aus. Wir steigen auf dem nun gut begehbaren Pfad zum Lac de Nino 04 hinab, umrunden diesen und stoßen am Südende auf die weiß-rot markierte Route des GR 20. Zunächst fällt hier die eigenwillige Landschaft der Pozzines auf, die das Quellgebiet des Tavignano-Flusses bilden. Die kleinen Bächlein haben zahllose Schlingen aus dem weichen Wiesenboden gewaschen, der aus saftig grünen Almwiesen besteht. Wir biegen nach rechts auf den GR 20 ein, der am Südwestufer des herrlichen Bergsees entlangführt. Am Nordwestende verlassen wir den Weitwanderweg schon wieder und folgen dem Pfad zurück zu den Teufels-Felsen. Ab hier verläuft der Rückweg zum Ausgangspunkt entlang der Aufstiegsroute, wofür wir etwa 1:45 Stunden einplanen müssen.

Lac de Nino I