Ausgangspunkt ist der kostenlose Parkplatz 01am Beginn des Halltals. Er bietet umfassende Informationen über die Besonderheiten der Region und den Naturpark Karwendel. Wir wandern über die auffällige Brücke, welche auch das Portal in den Naturpark symbolisiert, und nutzen den oberhalb der Straße angelegten Weg bis zum Hacklweiher. Dort wählen wir den asphaltierten Fahrweg taleinwärts, wo wir immer wieder auf Schautafeln des neuen Solewegs treffen. Es geht steil und zügig bergauf. Im Frühling ist der Wegrand mit jungen Berg-Ahornsämlingen flankiert. Auch zahlreiche erwachsene Exem-plare dieser für das Karwendel so typischen Baumart sind vorhanden und leicht an den Blättern (fünflappig) und der meist stark bewachsenen Borke auszumachen.

Nach circa 700 m lässt die Steilheit kurzzeitig nach und rechts oberhalb werden Grashänge 02 sichtbar. Diese nach Gämsen abzusuchen, lohnt sich fast immer. Mit Ausnahme des Hochsommers ist die Trefferquote hier sehr hoch. Wir bleiben noch auf der Straße und kommen nach circa 200 m zur Bergerkapelle 03, die 2010 von den Absamer Matschgerern sehr liebevoll restauriert wurde. Diese Kapelle markierte über Jahrhunderte die Grenze der Gerichtsbarkeit des Salzbergbaus. Was es mit der sogenannten Freiung genau auf sich hat, wird auf der Tafel im Inneren der Kapelle erklärt. Kurz nach der ersten Ladhütte wird’s naturkundlich wieder sehr spannend.

Von der Kitzzweng oder Geigerbrücke aus, kurz vor dem Trinkwasserstollen, lassen sich mit etwas Glück und Geduld Kolkraben beobachten. Ihr Horst ist in der hellen Felswand gut sichtbar. Rund um den Trinkwasserstollen 04 brüten nicht nur Gebirgsstelzen und Mauerläufer, sondern auch die Steinböcke nutzen diesen Platz immer häufiger, vor allem im Frühling und Frühsommer, als Ausflugsziel.

Nun wechseln wir auf den anspruchsvolleren, aber wunderschönen Fluchtsteig und genießen den Ausblick taleinwärts. Marterln und Kreuze erzählen ihre Geschichte über Wilderer und menschliche Tragödien. Immer wieder stoßen wir direkt am Steig auf Teile der alten, hölzernen Soleleitung, die die Sole vom Salzberg nach Hall transportierte.

Die Wechselreise hingegen drängt sich sehr offensichtlich ins Bild. In den letzten Jahren verursachte sie Vermurungen mit tausenden Kubikmetern Schotter und eine mehrere Meter hohe Schneise. In der Bevölkerung wurde der Begriff STEINreiches Halltal geprägt.

Nachdem wir den steilsten Teil der Wanderung überwunden haben, gelangen wir zum Bettelwurfeck 05 mit seinem beeindruckenden Buchenbestand. Bis zu 350 Jahre haben diese Riesen bereits auf dem Buckel und bilden mit den großen Felsblöcken ein einmaliges Ensemble. Ein kurzer Abstecher zum Halltalbach zahlt sich aus. Beinah unter jedem Stein sitzt eine Eintagsfliegen- oder eine Steinfliegenlarve. Zurück am Fluchtsteig wandern wir im Schatten der Buchen taleinwärts. Immer öfter gewähren uns offene Bereiche einen Blick ins hintere Halltal und auf die gegenüberliegende Seite mit Plattentürmen und den Bettelwürfen. Wer sich Zeit nimmt und den Flugverkehr der Vögel ein wenig beobachtet, kann mit etwas Glück erstaunliche Entdeckungen machen. An dieser Stelle konnten wir ein Schwarzspechtpärchen beim Bearbeiten einer alten Lärche beobachten. Mit Sicherheit zu sehen sind schöne Eiben, die direkt entlang des Steigs wachsen.

Laubwaldbereiche und lichte Steige wechseln sich ab, wobei der Waldanteil wieder zunimmt und das dichte Blätterdach gerade im Sommer angenehmen Schatten spendet. Die Pflanzen haben sich hier entsprechend angepasst und zwei grundsätzliche Überlebensstrategien entwickelt: Schnelligkeit oder Genügsamkeit. Im Frühling sind die Schnellen anzutreffen, die vor dem voll entwickelten Blätterdach blühen wie Buschwindröschen, Leberblümchen oder Lungenkraut. Vertreter der zweiten Gruppe wären beispielsweise Bingelkraut, Zweiblättrige Schattenblume. Oberhalb von uns liegt nun der Kohlanger 06. Hier wurde früher Holzkohle für den Bergbau erzeugt. Heute ist vom Anger aufgrund der Aufforstungen in den 1960er-Jahren nur mehr ein kleiner Teil übrig.

Völlig anders stellen sich die Funde bei den archäologischen Ausgrabungen unmittelbar unter St. Magdalena dar. Hier werden sehr viele Indizien für eine jahrtausendealte Salzgewinnung gefunden. Wir sind inzwischen am Tourenziel St. Magdalena 07 angekommen. Das heutige Gasthaus war bis 1522 ein Nonnenkloster. Ein Blick in die Kapelle lohnt sich. Als gemütlichen Rückweg bietet sich der Fahrweg an. Für sportlich Ambitionierte mit guter Trittsicherheit ist der Abstieg über das sehr steile, aber landschaftlich eindrucksvolle Eibental eine lohnenswerte Alternative.

Wer noch nicht genug hat, kann noch Tour Nr. 21 zum Issanger dranhängen.

St. Magdalena vom Halltal