Am Bahnhaltepunkt Trechtingshausen 01 finden wir das gelbe Zuwegsschild, das uns nach links zum Hauptweg schickt. Wir folgen diesem und gehen zwischen B 9 und Gleisen südwärts zum Ortsausgangsschild. Hier vollzieht sich der Aufstieg zur Burg Reichenstein 02 mit Museum, Hotel und Restaurant. Vielleicht stand das im Vortagesprogramm – uns als frühen Wandervögeln genügt jetzt der Anblick von unten.

In Bälde rechts ab (Eselspfad, Morgenbachtal). Unvermittelt setzt die Natur grüne Kontraste, wenn wir erstmals bergauf gehen. Wo ein Querweg unseren Treppenaufstieg schneidet, ist der Hauptweg erreicht. Ihm nach. Dieses Wegstück hat Beinamen: Eselspfad und später Baumgeister-(Rund)Tour. Auf Letztere kommen wir noch zurück. Ein schmaler Pfad führt hinab und hinüber zur Burg Rheinstein 03, deren Eingang wir finden, wenn wir am sperrenden Zaun links hinabsteigen. Auch dieses unbescheidene Anwesen ist zu besichtigen und lädt zur Einkehr. Wem sich das martialische Holztor öffnet, der wird überrascht von einer eindrucksvollen Burgausstattung in sachkundig restauriertem Rahmen.

Der Weiterweg ruft und bald schon steigen wir ein zweites Mal kräftig hinauf. Dann stehen wir unvermittelt an der Waldgaststätte Schweizerhaus 04. Uhrzeit und Fitness beantworten die Einkehrfrage. Also dort hinein oder davor rechts. Schräg aufwärts erreichen wir eine Kammhöhe mit Wegkreuzung. Sodann links hinab ins Morgenbachtal. Lichter Laubwald begleitet unser Bergab zur Schutzhütte Morgenbach nahe der Talsohle. Links. Den malerischen Bach in erfrischender Nähe, gewinnen wir wieder an Meereshöhe.

Wenig entfernt vom Forsthaus Jägerhaus mit weiterer Einkehr empfängt uns der Eingang zur Steckeschlääferklamm 05. Das Folgende ist besonders "Für Kinder geeignet"! Eine Schlucht "en miniature" durchzieht das Landschaftsbild, eine Mehrzahl von Holzbrücken lässt uns hin und wieder die Bachseite wechseln. Und irgendwann merkt es jeder: Der Weg ist gesäumt von seltsamen Holzgesichtern, die sich zu einer wahren Waldgeisterbahn reihen. Zu Fratzen und Grimassen verzogene Gesichter als Figuren oder in Baumstämme geschnitzt, grinsen herüber, fletschen die Zähne, raunen Unverständliches, zeigen die Zunge. Zum Lachen? Zum Fürchten? Man wird sehen. Klamm und Schnitzwerk entstiegen überqueren wir eine Straße, wählen den linken Weiterweg (Bingen), steigen auf Forstweg weiter leicht an, queren nochmals eine Straße und stehen vor einem ausgegrabenen Stück Antike.

Die Villa Rustica 06 genannte Anlage von einstmals 3,5 ha Größe war ein von römischen Besatzern ummauertes Landgut zur Versorgung von Militär und Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Bio-Produkten. Die gelungen illustrierte Szenerie ist sehenswert. Dass wir hier zugleich auf dem Erlebnispfad Binger Wald wandeln, verdeutlichen originelle Stationen am Wegesrand. Auch für unser leibliches Wohl ist gesorgt, wenn wir unweit das bewirtschaftete Forsthaus Heiligkreuz 07 heimsuchen.

Jetzt hält uns nichts mehr auf der Höhe. Ein Waldsträßchen führt uns hinab. Am Aussichtspunkt Prinzenkopf 08 halten wir inne, denn Bingen liegt uns zu Füßen. Zugleich endet an der Einmündung der Nahe das Mittelrheintal und damit das UNESCO-Welterbe. Wenige geteerte Meter, dann nimmt uns an einem Obelisken links der Schlangenpfad auf, der sich hinabschlängelt und am Ortseingangsschild sowie dem vergitterten Eingang des Bingerlochstollens die B 9 berührt. Jenseits der Straße links und per Brücke – nun auf dem Zuweg – über die Schienen. Rechtshaltend durchwandern wir den Park am Mäuseturm, finden den Namensgeber als einstigen Wachtturm auf einer Rheininsel und gehen zwischen Sportgelände und Gleisanlagen zum Bahnhof. Der Schilderbaum beim Bahnhofsgebäude 09 unweit der Nahe-Mündung trägt die letzte Zuwegs-Markierung. Das war’s. Der RheinBurgenWeg ist Wandergeschichte.

Von ﻿Trechtingshausen nach ﻿Bingen

Von Trechtingshausen nach Bingen