Auf spannenden Wegen bewegen wir uns nach Norden und entdecken neben urbanen Naturschutzgebieten und Gemüseanbau auch versteckte Radwege im Industriegebiet. Der Abstecher an die Stadtgrenze offenbart das Besondere um die Ecke und lässt uns dabei zahlreiche Tierarten beobachten.

Geschichte erleben

Doch zunächst wird es historisch-urban. Wir starten unsere Rundtour am 1 / S- und U-Bahnhof Lichtenberg im gleichnamigen Bezirk. Los geht es parallel zu den Bahngleisen auf der Gudrunstraße gen Norden. Während rechts die Züge auf einer imposanten Ansammlung an Gleisen im Minutentakt vorbeirollen, rollen wir mit dem Rad entspannt auf den Eingang des 2 / Zentralfriedhofs Friedrichsfelde (Gudrunstr. 33, 10365 Berlin) zu. Auf diesem großen Parkfriedhof liegt die Gedenkstätte der Sozialisten und Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht ruhen hier.

Natur pur mitten in der Stadt

Wir radeln links am Haupteingang des alten Friedhofs vorbei, denn zwischen diesem und einer Reihenhausneubau-Siedlung führt ein asphaltierter Rad- und Fußweg rein ins erfrischende Grün des 3 / Landschaftsparks Herzberge. Hier erleben wir eine lebhafte Mischung aus Naturschutzgebiet, Biotop und landwirtschaftlicher Nutzung – und das mitten in Berlin an der Grenze zum Lichtenberger Industriegebiet! Im Frühjahr lohnt ein Ausflug hierher besonders, wenn die seltenen Pommerschen Landschafe weiden und die neugeborenen Lämmchen über die Weiden springen.

Frisches Gemüse aus dem Großstadtbeet

Wer die Runde direkt mit einem Gemüseeinkauf verknüpfen möchte oder am Wochenende unterwegs ist, sollte defintiv einen Stopp an den Anlagen der 4 / StadtFarm Lichtenberg (StadtFarm Laden, Mo–Do 10–16, Fr–Sa 10–18 Uhr mit Frischfischverkauf, Markttage siehe Website, Allee der Kosmonauten 16, 10315 Berlin, stadtfarm.de) auf dem Gelände des Landschaftsparks einlegen – perfekt auch für einen Familienausflug. Denn hier wird Gemüse mitten in der Großstadt angebaut – "Urban Farming" nach dem Solawi-Prinzip (Solidarische Landwirtschaft) nennt sich das. Erkennbar ist die Anlage an den großen, langgestreckten Gewächshäusern. Direkt gegenüber lockt ein Mosaikgarten mit Bänken und Beeten mit den verschiedensten Kräutern und Blumen zum Verweilen und Entdecken ein. Wir verlassen

den Landschaftspark schließlich, indem wir rechts über einen Nebenweg an auffälligen Rohren vorbei Richtung Allee der Kosmonauten radeln.

Geheimweg an den Bahngleisen

So schnell ist man wieder im Großstadtrummel angekommen. Auf einem Radweg fahren wir an der Rhinstraße entlang bis zur Kreuzung Landsberger Allee. Dort biegt man rechts auf diese ab und setzt den Weg bis kurz vor der Märkischen Allee fort. Durch eine Unterführung gelangen wir auf die andere Seite der Hauptstraße. Der nun folgende 5 / Radweg an den S-Bahngleisen ist ein verstecktes Highlight. Wer nicht weiß, dass es ihn gibt, wird ihn sicherlich nicht zufällig finden. Der Weg kreuzt das Knorr-Bremse Firmengelände an der Grenze zum Berliner Bezirk Marzahn und startet unterhalb der Straßenbahnstation "Gewerbepark Georg Knorr". Hier rollt es sich herrlich verkehrsfrei auf glattem Asphalt. Nach ca. 1,5 km geht es rein ins Hohenschönhausener Industriegebiet auf die Klettwitzer Straße. Links bietet die imposante mehrstöckige Anlage einer Autoverwertungsanlage einen farbenfrohen Anblick mit Fahrzeugen, die ihre Zeit hinter sich haben.

Über die Krugwiesen an die Stadtgrenze

Nach einem kurzen Schlenker auf den Radweg der Bitterfelder Straße geht es nach rechts in

eine völlig kontrastierende Umgebung: Über die 6 / Falkenberger Krugwiesen, die mit eigenem Abenteuerspielplatz und vielen Sitzgelegenheiten auch als Wohngebietspark für die angrenzende Plattenbausiedlung dienen, führt die Route nun auf festen Kies-/Sandwegen weiter raus aus der Stadt. Wer möchte, kann sich nach ca. 8,5 km den kleinen Hügel hinaufkämpfen und wird dafür mit einem tollen Blick über die Umgebung belohnt. Wer dazu keine Lust hat, rollt einfach daran vorbei weiter.

Päuschen mit kanadischem Flair

Wir haben die Stadtgrenze erreicht und befinden uns im Dorf Falkenberg. Zeit für eine Pause. Was man an hier auf dem Dorf sicherlich nicht erwartet hätte, ist das beschauliche Kleinod des 7 / Cafés Lehmsofa (Fr–So 12–17 Uhr, Dorfstraße 4, 13057 Berlin-Falkenberg, cafelehmsofa.wixsite.com/falkenberg), das von einer Kanadierin bereits seit über 17 Jahren betrieben wird. Neben frischem kanadisch inspiriertem Mittagstisch locken hier am Wochenende leckere Kuchen und Torten – auch zum Mitnehmen. Frisch gestärkt kreuzen wir dann die Dorfstraße und lassen die Stadt endlich hinter uns.

Von Haustieren, Hochlandrindern und Obstbaumalleen

Baustadtrat James Hobrecht löste Ende des 19. Jahrhunderts Berlins Abwasserproblem durch den Bau einer Kanalisation und die Anlage von Rieselfeldern rund um die Stadt. Eine dieser ehemaligen Anlagen liegt nun vor uns und zeigt sich heute lebendig und grün: die 9 / Falkenberger Rieselfelder. Im Frühjahr säumen herrlich blühende Obstbäume die Schotterwege. Es geht rechts weiter vorbei an den Hochlandrinder weiden, wo ein Aussichtspunkt einen schönen Rundumblick auf die Felder bietet. Mit etwas Glück sieht man hier abends auch zahlreiche Rehe oder einen Fuchs auf der Pirsch. Daher lohnt sich die Tour auch sehr zum Sonnenuntergang, wenn eine orange-rote Sonne die Obstbäume und Wiesen in ein stimmungsvolles Licht taucht. Direkt an der Feldgrenze liegt außerdem auf 16 ha Fläche Europas größtes Tierheim, das 8 / Tierheim Berlin Falkenberg. Dieses ist ein echtes architektonisches Highlight und neben den beliebtesten Haustierarten gibt es hier eine Exotenstation und einen Tierschutz-Bauernhof mit Nutztieren.

Asphaltfreuden

Am Tierheim vorbei gefahren, befinden wir uns nun bereits wieder auf dem Rückweg nach Lichtenberg. Parallel zur Hohenschönhauser Straße befindet sich ein 10 / Radschnellweg, der in beide Richtungen perfekten Asphalt bietet. Huuuuuui, das rollt! Es geht noch einige Kilometer geradeaus, bevor wir wieder kurz auf die Rhinstraße und dann auf die ruhigere Ferdinand-Schultze Straße biegen, um dort auf dem Radweg weiter zu radeln. Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein paar verkehrsfreie Meter durch den Landschaftspark Herzberge, bevor wir wieder am 1 / Bahnhof Lichtenberg ankommen.

STADTRANDROMANTIK