In Gingst steigen wir in den Sattel und lassen den bunten Trubel schnell hinter uns. Auf der Insel Ummanz reicht der Blick über den Bodden bis zu den Türmen von Stralsund. Genießen kann man diesen vom idyllischen Gartencafé Zuckerkuss aus – mit einem Stück Torte auf dem Teller.

Schön, schon vor dem Aufsteigen

Ganz sicher zählt er zu den besonders stimmungsvollen Plätzen auf Rügen: der 1 / Marktplatz in Gingst, der zugleich Start- und Zielpunkt unserer Tour ist. Am Fuße der wuchtigen St.-Jacob-Kirche herrscht zumindest in den Sommermonaten ein geschäftiges Treiben. Kunst- und Keramikgalerie, Bio- und Buchladen sowie zahlreiche Einkehrmöglichkeiten – hier bleiben keine Wünsche offen. Gingst wurde nicht umsonst wiederholt zur schönsten Gemeinde der Insel gewählt. Auch die Touren 19 (s. S. 186) und 20 (s. S. 194) führen durch den Ort. Wir schwingen uns aufs Rad und lassen uns von der Radwegbeschilderung in Richtung Waase leiteten. Entsprechend führt die Route am Café Alte Bäckerei vorüber und

verlässt gleich den Ort.

Sich wie Gulliver fühlen

Schon nach kurzer Zeit radelst du vorbei am 2 / Rügenpark. Der Miniaturen- und Erlebnispark präsentiert detailgetreu bekannte Bauwerke aus aller Welt im Miniformat. Schiffschaukeln, Loopings, eine Seilbahn und ein Streichelzoo komplettieren das Angebot (in Hauptsaison tgl. 10–18 Uhr, saisonale Öffnungszeiten s. Homepage, Mühlenstraße 22 b, 18569 Gingst, www.ruegenpark.de). Vor allem kleine Radler werden hier begeistert sein – und eventuell die Tour gar nicht so schnell fortsetzen wollen. Diese tangiert im Anschluss das winzige Dorf Kapelle. Danach führt dich eine romantische Eichenallee durch ausgedehnte Felder – eine vorpommersche Landschaft wie gemalt! Die Bäume fegen an uns vorbei und dahinter breiten sich die gelben Rapsfelder und grünen Wiesen aus. Im Herbst kann man auf den abgeernteten Feldern mit etwas Glück Kraniche und Wildgänse beobachten, die hier auf ihrem Zug nach Süden rasten.

Von Feldern zu Wald

Hinter dem Gingster Ortsteil Volsvitz tauchen wir in den Wald ein und genießen den schattigen Wegabschnitt. Am Querweg orientiert sich die Route links, gelangt gleich zur Straße und führt hier rechts in Richtung Waase weiter. Die Beschilderung leitet uns auf dem gut ausgebauten Radweg nach Mursewiek. Unterwegs wirbt unübersehbar das riesige Pappmaschee-Schwein Rosi, Rügens größte Sau, für den Erlebnisbauernhof Bauer Lange. Dort kann man nicht nur Rosi, Rudi und weitere Hoftiere besuchen, sondern hat mit Strohburg, Trampolinen, Maislabyrinth, Tretfahrzeugverleih und Dumperfahrschule noch mehr Attraktionen für die Kleinen und Großen.

Inselfeeling

Du rollst nun durch Mursewiek und überquerst gleich danach die knapp 100 m lange Brücke, die Rügen mit der Insel Ummanz verbindet. Erst seit 1901 tut sie ihren Dienst. Zuvor war die viertgrößte Insel Mecklenburg-Vorpommerns lediglich per

Boot zu erreichen. Der Blick auf beiden Seiten schweift weit über die Boddenlandschaft des Focker Stroms. Gleich hinter der Brücke und noch vor der schönen 3 / St.-Marien-Kirche in Waase biegt die Tour links Richtung Wusse ein. Bevor wir abbiegen, statten wir der Marienkirche einen kurzen Besuch ab, birgt sie doch einen reich verzierten gotischen Altar. Dieser stand einst in der Stralsunder Nikolaikirche, musste aber nach Ummanz verkauft werden – das Stadtsäckel der Hansestadt war wohl wieder einmal leer.

Entspannen beim Baden oder Picknicken

Wir machen uns nun auf den Weg nach Wusse und rollen direkt an der Uferlinie des Boddens entlang. Noch in Waase lädt aber auch eine Badestelle zur Abkühlung ein. Warum also nicht eine kurze Pause einlegen? In jedem Falle verlockt der schöne Picknickplatz zu einer Rast. Auf dem Wasser ziehen die Enten schnatternd ihre Kreise, über unseren Köpfen kreischen die Möwen – Urlaubsstimmung pur.

Stralsunds Türme

Zu den wenigen Häusern von Wusse gehört auch das etwas von der Straße rückgesetzte 4 / Gartencafé Zuckerkuss. Der grandiose Blick vom Garten reicht über den Bodden bis zur Skyline von Stralsund. Hoch wie die Türme der altehrwürdigen Hansemetropole sind auch die leckeren selbstgebackenen Torten im Café – die Qual der Wahl erfordert Entscheidungsstärke. Oder man nimmt einfach zwei Stück (in der Saison Di–So 12–17 Uhr, Dorfstraße 11, 18569 Wusse, www.cafe-zuckerkuss.de).

Ab zum Wasser

Unser Sträßchen bringt uns nun nach Suhrendorf, wo ebenfalls ein beschilderter Kurzabstecher zum 5 / Bodden möglich ist. Bald radelst du an der Ferienanlage des Regenbogencamps vorüber, wo auch eine Surfschule ihre Pforten geöffnet hat. In traumhafter Lage chillen kannst du in der dazugehörigen 6 / Tiki Bar im Surfhostel (Regenbogencamp, in der Saison Mi–So ab 17 Uhr, 18569 Suhrendorf, www.ummaii.de). Und wie wäre es mit einem

spontanen SUP-Schnupperkurs? Die Bedingungen im flachen Wasser vor der Küste sind ideal.

Fernweh

Wenige Pedaltritte weiter orientieren wir uns am Weiser links in Richtung Hiddenseeblick/Deichweg und genießen die Rastplatzaussicht auf das gut sichtbare Eiland am Horizont. Angesichts dieses Sehnsuchtsortes strömt gleich eine kleine Portion Fernweh durch unseren Körper. Wir radeln auf dem Deichweg nach rechts. Ein "dauerschönes" Panorama auf den Bodden und seine reiche Vogelwelt begleitet uns auf diesem Abschnitt. Bei einem idyllisch gelegenen 7 / Picknickplatz können wir noch einen Stopp einlegen und das Fernglas auspacken. Kormorane, Silber- und Mantelmöwen, Enten und Gänse lassen sich gut von hier beobachten. Der Weg führt uns nun herab vom Deich und auf einem befestigten Weg hin zur Straße. An dieser rollen wir links, passieren Markow und erreichen schließlich wieder Waase. Geradewegs surren die Pneu über die Brücke und durch das bereits bekannte Mursewiek. Von nun an leiten uns die Weiser in Richtung Gingst. Auf dem fahrbahnbegleitenden Radweg radeln wir entsprechend des Straßenverlaufs bis zum Ausgangsort. Am 1 / Markt in Gingst kannst du die Tour gemütlich ausklingen lassen.

RÜGENS EINSAMER WESTEN