Vom Ribnitzer Hafen begleitet uns eine frische Seebrise in die urwüchsigen Waldgebiete rund um das Große Moor. In Dierhagen warten schon der weiße Sandstrand und die rauschenden Ostseewellen, bevor wir am Saaler Bodden zurückradeln.

Alles dreht sich um den Bernstein

Im ehemaligen Klarissenkloster in Ribnitz ist heute das berühmte 1 / Bernsteinmuseum untergebracht (April–Okt. tgl. 9:30–18:00, Nov.–März Di–So 9:30–17:00 Uhr, Im Kloster 1–2, 18311 Ribnitz-Damgarten, www.deutsches-bernsteinmuseum.de). Und weil sich auch sonst vieles um den edlen, honiggelben Stein dreht, vermarktet sich Ribnitz-Damgarten gern als Bernsteinstadt. Trotz des Namens sind die begehrten Schmuckstücke der Natur keine Steine, denn vor 35 Millionen Jahren erblickten sie als zähflüssiges Harz das Licht der Welt. Die klebrige Flüssigkeit tropfte zu Boden und schloss dabei hin und wieder Insekten und Pflanzenteile ein – für immer. Selbst kleine Echsen und Skorpione ereilte (sehr selten) dieses Schicksal – solche Inklusen gehören heute zu den Schätzen des Museums.

Aufgesattelt!

Bei diesem steigen wir in den Sattel, radeln die wenigen Meter zum Bernsteinfischerbrunnen am Markt zu Füßen der wuchtigen Stadtkirche St. Marien und gelangen gleich zum Hafen. Meist tanzen hier zahlreiche Schiffe auf den Wellen. Verführerisch liegt der leckere Duft von frischem Räucherfisch in der Luft. Warum sollte man sich vor der Tour nicht noch eine Stärkung gönnen? Die Beschilderung Dierhagen leitet uns dann am Hafen vorüber. Bald radeln wir über eine Holzbrücke und danach immer am Schilfsaum entlang. Hin und wieder gibt das wogende Schilf einen Blick auf den in der Sonne blitzenden Saaler Bodden frei. In Körkwitz nutzen wir die Verkehrsbrücke und biegen danach sofort rechts ein. Wenig später schwenkt die Route beim Weiser am Klärwerk links in Richtung Klockenhagen. Wir queren die viel befahrene Bäderstraße und folgen dem Sträßchen gegenüber, das eine Rechtskurve beschreibt.

Wasserski auf dem Bernsteinsee?

Nur einige Pedaltritte weiter gelangt man zum (wie könnte er anders heißen?) 2 / Bernsteinsee. Keinesfalls solltest du dir das Spektakel entgehen lassen, das während der Brut- und Aufzuchtzeit im Frühjahr und Sommer auf einer kleinen Insel im See beobachtet werden kann: Unüberhörbar ist hier eine angriffslustige Flussseeschwalbenkolonie zu Hause, von der man lieber Abstand hält. Nur einige Meter entfernt haben wir dann die Chance auf eine Mutprobe ganz anderer Art: Wer mag, kann sich hier im Wasserski ausprobieren – von einer Seilwinde wird man über den See gezogen. Das Schwierigste ist der Start, wie der (in dieser Sportart leider wenig erfolgreiche) Autor zu berichten weiß. Nervenkitzel ist auf jeden Fall garantiert. Zahlreiche Bänke am Seeufer laden aber auch ganz risikofrei zur Rast ein. Entlang einer schönen Eichenallee erreichen wir dann die Landstraße.

Abstecher in die Vergangenheit

Hier hat man die Möglichkeit, den ausgesprochen lohnenden,

gut beschilderten Kurzabstecher zum 3 / Freilichtmuseum Klockenhagen (April–Okt. Di–So 10–17, Juli/Aug. bis 18 Uhr, Mecklenburger Str. 57, 18311 Ribnitz-Damgarten, www.freilichtmuseum-klockenhagen.de) zu unternehmen: Beim Schlendern durch die liebevoll arrangierten historischen Häuser fühlt man sich in Omas Zeiten zurückversetzt. Wirf ruhig auch einen Blick in den Dorfladen, der "die guten alten und oft nützlichen Dinge" im Sortiment führt. Mecklenburgische Küche vom Feinsten kann man dann im Museumsrestaurant Up dei Däl probieren. Schließlich radeln wir zurück zu unserem Weiser an der Eichenallee, überqueren die Landstraße und gelangen nach 2 km zum 4 / Infozentrum Wald und Moor (Juni–Okt. Mi–Fr 10–17 Uhr) mit einer kleinen Ausstellung, die uns einiges zur Entstehung des Ribnitzer Großen Moores sowie zu dessen Fauna und Flora verrät. Auch der umzäunte Naturpfad gegenüber lohnt einen Besuch. Eine ganze Reihe von informativen Stationen wurden hier mit viel Engagement errichtet. Zudem eignet sich das Areal wunderbar für eine Rast. Ganz entspannt kann man hier unter dem rauschenden Blätterdach die Seele baumeln lassen und dem Gezwitscher der Vögel zuhören. Und doch steigen wir schließlich wieder aufs Rad, denn es zieht uns ans Meer.

Endlich Strand!

Unsere Tour setzt sich gegenüber dem Infozentrum in Richtung NSG Ribnitzer Großes Moor fort. Gleich radeln wir durch schattiges, dichtes Grün – mächtige Buchen, Eichen und Fichten säumen den Weg. An einer großen Kreuzung stößt die Route auf den Fischländer Weg, auf dem sie nun nach rechts, das Schild weist nach Neuhaus, verläuft. Vorbei an einigen schönen Rastplätzen gelangen wir bald zu einer Straße, welcher die Tour fahrbahnbegleitend bis 5 / Dierhagen Strand folgt, wo auch Tour 6 startet (s. S. 49). Um im Ort zum Strand zu gelangen, biegen wir in die Ahornstraße und stehen dann gleich am schneeweißen Ostseestrand. Zudem führen hier eine ganze Reihe von Ständen Eis

und andere Köstlichkeiten im Angebot. Wie wäre es nach einem erfrischenden Bad mit einem Strandspaziergang? Die Chance auf Bernstein-Finderglück ist hier aber nur am frühen Morgen nach stürmischen Nächten gegeben. Das beruhigende Rauschen der Wellen im Ohr machen wir uns wieder auf den Weg. Aus Dierhagen Strand heraus leitet uns wieder die Durchgangsstraße (Ernst-Moritz-Arndt-Straße). Sie führt zur Ampelkreuzung, die geradewegs Richtung Dierhagen-Hafen überquert wird. Bald bringt uns die Hafenstraße zum kleinen Boddenhafen. Kleine Fischerboote dümpeln im Hafenbecken. Wir können unseren Blick über den Bodden hinweg bis hinüber zum Festland schweifen lassen. Auch hier gibt´s leckeren, frisch geräucherten Fisch zu kaufen.

Am Saaler Bodden

Die Tour orientiert sich nun an unserem nächsten Stopp Dändorf. Wir radeln auf einem befestigten Weg am Schilfsaum und an Pferdekoppeln entlang – bezaubernde Blicke auf den Saaler Bodden inklusive. Kleine Boote mit weißen Segeln bahnen sich ihren Weg am Horizont, Möwen kreischen über unseren Köpfen. Am besten lässt sich die Szenerie von einem der schönen Rastplätze genießen. Durch 6 / Dändorf leitet uns dann die zuweilen etwas versteckte Beschilderung in Richtung Ribnitz-Damgarten. Dabei kommen wir auch am Geschichtshaus mit der sehenswerten Fotoausstellung über das Wrack von Dierhagen vorüber – unbedingte Empfehlung! Anhand alter Schwarz-Weiß-Fotos wird hier die Strandung des Dreimastschoners Janne nachgezeichnet. Am kleinen Rastplatz davor kannst du zudem genüsslich in der Bücherzelle stöbern. Entsprechend unserer Destination geht es bald fahrbahnbegleitend, ein kurzes Stück auch an der Bäderstraße, weiter. Bei Körkwitz Hof schwenkt die Route nach links (weiterhin Ribnitz-Damgarten). Wir passieren kurz darauf das uns bereits bekannte Klärwerk und gelangen endlich zurück nach 1 / Ribnitz. Hier kannst du die Tour gemütlich im Hafenrestaurant ausklingen und dir die frische Meeresbrise um die Nase wehen lassen.

BERNSTEINTOUR