Ein schöner Biergarten liegt an den Ausläufern des Odenwalds. Im ersten asphaltierten Pumptrack Hessens nutzen wir den Schwung. Fledermäuse suchen wir im Mausohr-Bahnhof. Erholung finden wir in Bad König.
In den Odenwald
Gemütlich geht es mit der S-Bahn in rund 40 Minuten ohne Umsteigen bis zur Endhaltestelle 1 / Rödermar-Ober-Roden. Hier gibt es auch einen Parkplatz, die Anreise per Auto dauert allerdings ohne Verkehr ebenso lang wie die Anreise mit der Bahn. Über Wald- und Wiesenwege fahren wir auf der Südhessen-Route 5 zunächst aus dem Ortsgebiet heraus und tauchen dann in das große Waldgebiet der Niederrodener Lache ein. Wir queren die Landstraße B45 und fahren weiter, bis wir nach etwas mehr als 8 Kilometern den wunderschön am Fluss Gersprenz gelegenen 2 / Biergarten Langfeldsmühle (64832 Babenhausen/Hergershausen) erreichen, der direkt am Radweg liegt. Zwar wurde der Mühlenbetrieb in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts eingestellt. Jedoch wurde eine Wasserturbine errichtet, die heute noch in Betrieb ist und Strom ins Netz liefert. Wir befinden uns nun bereits an den ersten Ausläufern des nördlichen Odenwalds.
Zur Weininsel
Wir tauchen tiefer ins Gebirge ein, folgen dem Hessischen Radfernweg R4, der an Wäldern, Wiesen und gelegentlich Ortschaften entlangführt. Von der Marienstatue, die uns auf dem Weg begegnet, sind es nur noch wenige Kilometer bis nach Groß-Umstadt. Als Odenwälder Weininsel gehört Groß-Umstadt zum Weinanbaugebiet Hessische Bergstraße, Bereich Umstadt/Roßdorf. Die Anbaufläche beträgt 78 Hektar. Es werden unter anderem die Rebsorten Müller-Thurgau, Riesling, Silvaner, Kerner, Bacchus, Scheurebe, Dornfelder, Portugieser, Ehrenfelser, Chardonnay, Spätburgunder, Grauer und Weißer Burgunder sowie Gewürztraminer kultiviert. Der Radweg führt mitten durch den Ort an einem Eiscafé vorbei und schließlich gelangen wir zum 3 / Pumptrack Groß-Umstadt (Auswärtige Gebäude 79, 64823 Groß-Umstadt). Seit Mai 2017 gibt es diese Anlage, die dank ihrer 500 Meter langen asphaltierten Bahn zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter und von allen Menschen jeden Alters befahren werden kann – mit Skateboard, Longboard, Inline Skates, Scooter oder eben Fahrrad. Wir wagen uns auf den Parcours, der in einer Endlosschleife angelegt ist. Für unsere schon etwas beanspruchten Beinmuskeln ist es genau das richtige, denn durch schwungvolle Auf- und Abwärtsbewegungen kommen wir rasch auf Geschwindigkeit, ohne aktiv treten zu müssen.
Auf und ab bis Höchst im Odenwald
Hinter Groß-Umstadt führt unsere Route dann hinauf in die Höhen des Odenwaldes. Schöne Aussichten sind die Belohnung. Wir kämpfen uns steil bergauf bis in den Ort Hering, an dessen Ortsausgang wir an einer 4 / Bank rasten. Hier genießen wir den Ausblick auf Hering und den Odenwald. An unserem Wegpunkt befindet sich auch ein kleines Restaurant. Kurz vor 5 / Schloss Nauses (64853 Otzberg) führt der Weg bergab und wir lassen uns rollen. Nun liegen bereits 30 Kilometer hinter uns. Am Schloss ist von einstigen Wehranlagen, Gräben und Wirtschaftsgebäuden nichts mehr zu sehen. Das Haupthaus (Herrenhaus) und der Torturm sind noch erhalten. Der spätgotische Torturm vermittelt mit seinen gebuckelten Eckquadern etwas von der Wehrhaftigkeit der ehemaligen kleinen Wasserburg. Die Nebengebäude wurden im 19. und 20. Jahrhundert errichtet. Wir fahren weiter auf dem R4, der an dieser Stelle für etwa 2 Kilometer parallel zum Hessischen Radfernweg R9 verläuft. Beide Radwege führen durch Höchst im Odenwald, wo sich die Routen trennen. Ein Stadtrundgang durch Höchst lohnt sich, nicht nur für Tischtennisfans. Denn der Tischtennisprofi Timo Boll ist der bekannteste Sohn der Gemeinde.
Beim Fledermaus-Bahnhof
Höchst liegt im Mümlingtal, durch das wir jetzt bis zu unserem Ziel auf dem R4 sowie dem Drei-Länder-Radweg (Markierung mit Dreieck und der Zahl 3) weiterfahren. Hier im hinteren Buntsandstein-Odenwald prägen langgestreckte Täler und Höhenrücken die Landschaft, auf die wir schauen. Wir kommen schon bald an den 6 / Mausohr-Bahnhof in Mümling-Grumbach: Hier sollen bereits um 1930 Fledermäuse auf dem Dachboden gewohnt haben. Heute ist der ehemalige Bahnhof die Basis für ein herausragendes Projekt, das Artenschutz und Umweltbildung mit Industriekultur vernetzt: Im Mausohr-Bahnhof entstehen gerade ein Artenschutzzentrum mit interaktiver Ausstellung über das Große Mausohr, Artenschutzgebäude mit Flugraum für Fledermäuse in Pflege, Räumlichkeiten für Seminare und weitere Veranstaltungen sowie ein großer Naturerlebnisgarten. Der Zutritt zum Gebäude ist im Moment nur zu ausgewählten Terminen möglich und fühlt sich wie eine Zeitreise an: Originale Elemente aus der Bahnhofshistorie schaffen eine beeindruckende Kulisse.
Erholung und Tischtennis spielen in Bad König
Auf ebenem Radweg geht es ohne Steigungen bis zum 7 / Kurpark in Bad König. Dieser entstand in den 60er Jahren und hält viele tolle Spazierwege rund um Grünflächen und fischreiche Seen bereit. Im Sommer bieten Fontänen und ein toller Wasserspielplatz mit Matschbrunnen und Wasserpumpe eine angenehme Erfrischung. Eine längere Rast lohnt hier auch deshalb, weil wir uns in der Kneippanlage so richtig ausruhen können. Auf dem Planetenweg gibt es Informationen über das Sonnensystem. Wir beobachten umherfliegende Wasservögel. Und, wer seine Tischtennisschläger dabei hat, kann sie auch hier wieder zum Einsatz bringen. Der Kurpark ist wirklich eine tolle Erfahrung und wer länger Zeit hat, kann hier noch viel mehr entdecken. Unweit vom Radweg entfernt befindet sich auch die Odenwald Therme (Elisabethenstraße 13, 64732 Bad König), die neben einem Thermalbad eine Saunalandschaft und eine Salzgrotte umfasst.
Biergarten Einkehr nur sonntags
Für uns geht es weiter bis zum 8 / Biergarten Krone (Königer Str. 1, 64732 Bad König, nur sonntags am Nachmittag geöffnet, an anderen Tagen erst abends). Dieser gehört einem Gasthof an und ist wirklich empfehlenswert. In den Wintermonaten verwandelt er sich übrigens zu einem kleinen Weihnachtsmarkt. Nach einem kühlen Getränk im Schatten schwingen wir uns wieder in den Sattel und fahren bis zu unserem vorletzten Stopp, dem 9 / Schloss Fürstenau. Schloss Fürstenau in Michelstadt-Steinbach zählt zu den schönsten und romantischsten Schlössern in der Region. Schlosshof und Schlossgarten sind frei zugänglich und so drehen wir eine Runde auf dem Gelände.
Höhepunkt zum Schluss
Der kulturelle Höhepunkt erwartet uns nach den letzten 2 Kilometern in der historischen Altstadt von 10 / Michelstadt. Hier reihen sich die Fachwerkhäuser aneinander und viele ganz besondere Bauwerke finden wir unter ihnen. Wer nicht an der Geschichte der Gebäude interessiert ist, für den ist Michelstadt einfach nur ein wirklich lauschiges Plätzchen mitten im schönen Odenwald.

Kleine Odenwald-Querung