Die Geltinger Birk ist ein wunderschöner Mix aus Strand, Wald, Sumpf- und Salzwiesen. Viele Tiere fühlen sich hier wohl – wir können hier sogar wild lebende Pferde treffen! Wir heben uns das Beste aber bis zum Schluss auf und fahren zunächst in die entgegengesetzte Richtung.
Achtung, Erholung!
Wir starten am Parkplatz beim Hundestrand Falshöft und fahren nach Süden. Der 28 Meter hohe 1 / Leuchtturm Falshöft (heute ein Standesamt) ist der Inbegriff des klassischen Leuchtfeuers – so stellen sich ihn schon Kinder vor. Hinter dem Campingplatz Seehof biegen wir rechts ab und fahren in das Dorf 2 / Pommerby, das eher eine verstreute Siedlung in Strandnähe ist. Pommerby entstand um 1400 aus einem alten Meierhof. Viel gewachsen ist es nicht, aber es ist ein "anerkannter Erholungsort" geworden und auch wir fühlen uns schon nach wenigen Kilometern ziemlich gut erholt!
Wo Landwirtschaft schön sein darf
Ein Stück weiter liegt in aller Stille das 3 / Gut Düttebüll. Die dreiflügelige Gutsanlage ist bis heute ein landwirtschaftlicher Betrieb mit historisch wertvollen Wohn-, Stallungs- und Speichergebäuden. Das Dorf Kronsgaard, das durch das Gut Düttebüll begründet wurde, wird erstmals 1535 erwähnt. Vor dessen Ortseingang biegen wir zweimal rechts ab und fahren in Richtung Bobeck, dann durch Stenderup und nach Gelting.
Gelting: Angeliter Schönheit
Gleich nach der Querung an der großen Kreuzung mit der Nordstraße (B199) erreichen wir Gelting – das kleine, aber lebhafte Zentrum der Region Angeln. Uns fallen einige hübsche Häuser auf, allen voran die religiösen Repräsentanten 4 / Altes Pastorat und St.-Katharinen-Kirche. Das Pastorenhaus ist eine Reetdachkate, ein Stück weiter steht der schöne Kirchenbau. Das Innere von Sankt Katharinen ist in blau-grau-weißen Farben und schlichtem, nordischem Stil gehalten. Gegenüber im Laden "Feinigkeiten" gehen wir einkaufen: Kaffee, Schokolade, Tee, Accessoires und andere feine Dinge.
Und wem gehört’s? Den Dänen!
Hinaus aus dem Ort erreichen wir das 5 / Schloss Gelting – erstmals erwähnt im Jahre 1231 im Erdbuch des dänischen Königs Waldemar II., das die dänischen Besitztümer auflistete. Der Graben um die Hofanlage stammt noch aus dem Mittelalter und macht Gelting zum Wasserschloss. Es hat über die Jahrhunderte einige Anbauten erfahren: Der Ostflügel wurde im 15. Jahrhundert erbaut, der Westflügel ca. 1670, das Torhaus ist von 1754 und ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Hofanlage um Stallungen und Streubesitz erweitert und das Herrenhaus nach holländischer Baukunst erneuert. In den Nebengebäuden sind aber Ferienwohnungen eingerichtet – einige auch direkt im Naturschutzgebiet, z. B. die Alte Mühle (Infos: www.schloss-gelting.de).
Schleswig-Holsteinische Wortspiele
Schilder mit lustig-sympathischen Ortsbezeichnungen wie Gammellück, Düstnishy und Kleinnadelhöft zaubern ein Lächeln in unsere Gesichter. Und das ist noch nicht alles: Wir fahren zum 6 / Jachthafen Wackerballig, der direkt ins Meer gebastelt und über einen langen, schmalen Damm erreichbar ist – das kann bei starkem Wind ebenfalls lustig werden, denn der weht hier nicht zu knapp. Pflichtstopp, sofern der Hafen offen steht, ist das Bar-Bistro Wackerpulco (Schleswig-Holsteiner sind Meister der Wortspiele!). Die Bar mit Boot-, Hafen- und Ostseeblick ist frequentiert von Seglern, Kitesurfern und sonstigen lässig-launigen Menschen. Wir folgen aber den Schildern in Richtung Geltinger Birk und gelangen nach Norden zum Geltinger Noor.
Fischbrötchen, Suppe oder Kuchen?
In der 7 / Birklein Picknick-Station (Beveroe 1a, 24395 Nieby; Mo–Di, Do–So: 11–18; Mittwoch Ruhetag) stärken wir uns für die Fahrt durch das Naturschutzgebiet. Mit einem Fischbrötchen – womit sonst?! Andere geben Kaffee und selbstgebackenem Buchweizen-Kuchen sowie Blueberry-Chocolate-Cake den Vorzug. Bei kaltem Wetter sind die Suppen genial. Die Bedürfnisse nach und während so einer Tour sind eben verschieden – und im Birklein gibt es auf quasi alles eine Antwort.
Ein Holländer kurz vor Dänemark
Eine reetgedeckte Windmühle von 1826, wunderschön restauriert und denkmalgeschützt, steht allein auf weiter Flur am Goldhöftberg: die 8 / Mühle Charlotte. Sie wurde 1826 erbaut und ist ein sogenannter Erdholländer, heute ein privates Ferienhaus, und kann theoretisch auch Korn mahlen. Doch ihr ursprünglicher Zweck war die Entwässerung der Geltinger Birk. Sie transportierte das Wasser, das wegen der Eindeichung aus den Niederungen nicht mehr abfließen konnte, mithilfe einer archimedischen Schraube in höher gelegene Gebiete.
Wildpferde schützen die einzigartige Landschaft
Das 9 / Naturschutzgebiet Geltinger Birk sucht wirklich seinesgleichen. Eine Besonderheit sind die Koniks, eine polnische Wildpferderasse und vermutlich direkte Nachfahren des ausgestorbenen europäischen Wildpferdes Tarpan. Die Tiere auf der Geltinger Birk wurden aus Holland hierher ausgewildert und gehören zu den wenigen freilebenden Wildpferden Europas. In friedlicher Koexistenz mit freilaufenden Rindern sorgen sie als natürliche Landschaftspfleger dafür, dass die halboffenen Weidelandschaften erhalten bleiben. Denn in diesen leben viele bedrohte Vogelarten, die auf ein intaktes Ökosystem angewiesen sind. Die mausgrauen Kleinpferde mit dunklen Mähnen und Schweifen sollen in ihrem Verhalten natürlich bleiben. Darum wird gebeten, keinen direkten Kontakt zu suchen, sie nicht anzulocken und Füttern ist streng verboten. Einige Kormorane fliegen über uns hinweg – in der Geltinger Birk befindet sich eine permanente Kolonie. Die Vögel wurden früher stark bejagt. Heute werden sie an kleineren Seen oft durch den Seeadler vertrieben, der Gelege plündert. Hier können sie nun in ausreichender Zahl brüten (300 Horste und mehr werden jährlich gezählt). An der offenen Ostsee schnuppern wir intensiv Seeluft in einem der wildesten Teile Schleswig-Holsteins.
Zum Schluss auf einen Kaffee
Dann fahren wir zurück in die Zivilisation in das entzückende Falshöft. Dort warten in einer Reetdachkate Kaffee und hausgemachter Kuchen auf uns: Im 10 / Café Lichthof sitzen wir bei herrlichem Wetter auf der mit bunten Blumen bepflanzten Vorgarten-Terrasse und lassen die Eindrücke Revue passieren. Unsere Tour endet am 1 / Leuchtturm Falshöft, wo wir sie begonnen haben.

Wildes Schleswig-Holstein