Von Wedel mit der Schiffbegrüßungsanlage geht es zwischen der breiten und von den Gezeiten geprägten Elbe und dem Geesthang nach Hamburg. Vorbei an kilometerlangen Stränden und Leuchtzeichen gelangen wir am Elberadweg in die Hansestadt. St. Pauli aus der Radsattelperspektive – das ist doch mal was anderes? Über eine Elbinsel und einen Deich beenden wir in Billwerder die abwechslungsreiche Tour.
Aufgesattelt!
Vom 1 / S-Bahnhof Wedel (Rathausplatz 1, 22880 Wedel (Holst)) radeln wir über die Gorch-Forck-Straße zur Schulauer Straße, wo wir auf den Elberadweg stoßen. Links geht es zum Fluss hinunter. Hier können wir rechts einen kurzen Abstecher zum Hamburger Jachthafen, mit rund 2.000 Liegeplätzen dem größten tidenunabhängigen Sportboothafen Nordeuropas, machen. Wir radeln direkt am zweiten Mega-Jachthafen, dem Schulauer Hafen, vorbei sowie am Strandbad Wedel. Direkt daneben liegt eine der großen Institutionen Hamburgs, die 2 / Schiffsbegrüßungsanlage Willkomm-Höft. Seit 1952 wird hier jedes vorbeifahrende Schiff mit Nationalhymne und Willkommenstext begrüßt bzw. verabschiedet. Im Internet lässt sich nachlesen, wann ein Schiff erwartet wird. Am Ortsende beginnt das Bundesland Hamburg – am Parkplatz ist Hamburg-Altona erreicht.
Zwischen Steilufer und Strom durch Hamburgs Westen
Die flache Marsch wird hier der abwechslungsreichen Geest abgelöst. Als Geest wird das bis zu 100 m aus der flachen Marsch aufragende Grund- und Endmoränenland bezeichnet. Bis ins Zentrum sind wir überwiegend autofrei unterwegs – auf einer der schönsten Passagen des Elbradwegs. Der verläuft am Wasser unterhalb des Geesthangs, vorbei am Naturschutzgebiet Wittenbergen. Das schützt den höchsten Hamburger Elbhang, eine Binnendüne, Heidelandschaften und Elbwiesen. Auf dem Weg nach Hamburg führt die Fahrt immer wieder an Seezeichen vorbei, alle sind wichtige Landmarken für die Schifffahrt auf der Elbe. Nächster landschaftlicher Höhepunkt ist der schier endlose 3 / Wittenbergener Strand, ein Naturstrand am Falkensteiner Ufer zwischen dem Leuchtfeuer Wittenbergen und dem Leuchtturm Blankenese. Begrenzt wird der Strand durch Wald, der im Westen zum Naturschutzgebiet Wittenbergen, im Osten zum Waldpark Falkenstein gehört. Im Hauptstrom trennt die Insel Neßsand die Elbe in die Unterelbe und die Nebenelbe. Ein verstecktes Juwel ist der kurz darauf links auftauchende 4 / Römische Garten, der sich über mehrere Ebenen erstreckt.
Durch Blankenese mit dem Süllberg
Wenig später ist der Elbstrand Blankenese erreicht, darüber liegt das berühmte Treppenviertel Blankenese. Oberhalb des Unterfeuers Blankenese erheben sich zwei der höchsten Berge Hamburgs. Der Waseberg ist mit 87 m die dritthöchste Erhebung der Hansestadt und hat mit Hangneigungen von durchschnittlich 16 % schon fast alpinen Charakter. Der 72 m hohe 5 / Süllberg ist ein möglicher Abstecher. Über Treppen gelant man nach oben, wo es ein Restaurant und einen Biergarten gibt. Der Radweg folgt dem Ufer weiter stromaufwärts vorbei am Anleger der Fähre von Blankenese zum Hafen des Blankeneser Segel-Clubs. Hier können wir in 6 / Nelsons Kajüte, einem Restaurantschiff einkehren. Alternativ haben sich am Uferabschnitt in Blankenese bis hierhin bereits einige Restaurants befunden. Bei klarer Sicht lohnt der Abstecher zu Fuß auf einer der Blankeneser Treppenfluchten in den gegenüberliegenden Baurs Park, einen romantischen Landschaftspark im englischen Stil mit Tempeln, verschlungenen Wegen und einem chinesischen Pagodenturm. Oben auf der Höhe steht der Leuchtturm Oberfeuer Blankenese. Gleich darauf folgt der Hirschpark, der um 1855 im französischen Stil angelegt wurde.
Noch mehr Parks, Strände und Häfen
Auf dem autofreien Elbuferweg geht es stromaufwärts zum Hafen Teufelsbrück an der Mündung des Flüsschens Flottbek. Vom Hafen radelt man auf dem Hans-Leip-Ufer am Hindenburgpark und dem Elbstrand vorbei in Schröders Elbpark in Othmarschen. Der Elbpark mit seinem alten Baumbestand und den großzügigen Wiesenflächen bietet einen exzellenten Blick auf die Elbe – ein willkommener Rastplatz. An den Park schließt der Oevelgönner Elbstrand an – hier trifft sich Hamburg zum Sonnenbaden, Spazierengehen, Joggen, Grillen und Einkehren. Ein Blickfang ist der 217 t schwere 7 / Findling Alter Schwede, der bei Ausbaggerarbeiten in der Elbe gefunden wurde. Hinter der Brücke präsentiert der 8 / Museumshafen Oevelgönne historische Wasserfahrzeuge.
Durch Altona in die Altstadt
Auch auf der weiteren Fahrt reihen sich nun linker Hand Park an Park: Rosengarten, Donners Park und Altonaer Balkon. Der "Balkon" (27 m) ist eine Aussichtsplattform auf dem bewaldeten Elbsteilufer mit weitem Blick über das Treiben im Hamburger Containerhafen, das alte Terminal und die Köhlbrandbrücke. Eindrucksvoll sind auch die umliegenden Herrschaftshäuser und stattlichen Villen, die teilweise aus dem 18. Jh. stammen. Nun geht es Schlag auf Schlag, ein Hamburger Highlight jagt das nächste: Der 9 / Altonaer Fischmarkt, die Altonaer Fischauktionshalle, Sankt Pauli und schließlich die 688 m langen Sankt-Pauli-Landungsbrücken. Zu ihrer Bauzeit legten hier große Schiffe mit Kohlebefeuerung an – wegen der Brandgefahr außerhalb des damaligen Stadtgebiets. Hier befindet sich übrigens auch der Nordeingang zum 426,6 m langen Alten Elbtunnel, über den Radfahrer und Fußgänger auf die Elbinsel Steinwerder wechseln können.
Am Binnenhafen
Die Straße Baumwall ist nach dem vormals hier befindlichen Wall als Teil der 1616–1625 errichteten Stadtbefestigung benannt, weil die Zufahrten zum Binnenhafen nachts mit Baumstämmen abgesperrt wurden. Hier liegt auch das rote Restaurantschiff Feuerschiff LV13 vor Anker. Wer möchte, kann von der U-Bahn-Haltestelle Baumwall einen Abstecher über die Niederbaumbrücke zur 10 / Elbphilharmonie machen. Danach folgt der Radweg weiter dem Binnenhafen am Südrand der Hamburger Altstadt ostwärts. Dieser älteste Teil des Hamburger Hafens wird noch immer als Hafenanlage genutzt. Niederbaum- und Brooksbrücke sowie die Fußgängerbrücken Kehrwieder- und Kibbelsteg führen über den Zollkanal von der Altstadt in die Speicherstadt, heute eines der angesagtesten Viertel der Hansestadt und Mekka aller Architekturinteressierten. Der Radweg führt über den Meßberg am Südrand der Altstadt, einen der fünf Hauptplätze der Stadt.
Über Halb- und Elbinsel nach Billwerder
Anschließend radeln wir am Zollkanal, später Oberhafenkanal auf die Halbinsel Entenwerder im Stadtviertel Rothenburgsort, wo der Elbpark Entenwerder einen letzten Blick auf den Hafen und die Elbbrücken erlaubt. Auf Entenwerder folgt die 11 / Elbinsel Kaltehofe mit den Backsteinhäuschen des ehemaligen Wasserwerks. Der Kaltehofer Hauptdeich leitet uns weiter auf die Billwerder Insel und zur Tatenberger Schleuse, die an der Dove Elbe, einem Nebenarm, liegen. Weiter am Deich und nach dem Eichbaumsee links geht es zum 12 / Bahnhof Mittlerer Landweg.

Weltstadt am Strom