Wir starten unseren kleinen Rundgang am Parkplatz A1 01 und gehen zunächst zum Werner-Müller-Platz vor dem Ruhrmuseum – vor uns erhebt sich der berühmte Förderturm, der zum Wahrzeichen der Zeche Zollverein, wenn nicht des ganzen Ruhrgebiets geworden ist. Die längste freistehende Rolltreppe Deutschlands bringt uns hinauf zum Ruhrmuseum in der Kohlenwäsche 02. Hier können wir uns mit Informationsmaterial versorgen, eine oder mehrere der drei lohnenswerten Führungen buchen, in der Cafeteria etwas essen und das lohnenswerte Ruhrmuseum besuchen.

Kohlenwäsche

Mit 60 m Länge, 30 m Breite und 40 m Höhe ist die Kohlenwäsche das größte Gebäude der Zeche. Hier wurde die Rohkohle vom mitgeförderten Gestein getrennt, sortiert, klassifiziert, zwischengelagert und schließlich zur weiteren Verarbeitung verschickt. Bei der Führung durch die Kohlenwäsche ist das Panoramadach in 45 m Höhe im wahrsten Sinne des Wortes das Highlight: Von oben hat man nicht nur einen hervorragenden Blick über das Zechengelände, sondern auch auf einige der vielen Landmarken des Ruhrgebietes. Auf den verschiedenen Ebenen der Kohlenwäsche erhält man dank moderner Museumstechnik einen guten Eindruck davon, welche Aufgabe die Kohlenwäsche einst erfüllt hat. In der Kohlenwäsche befindet sich heute das Ruhrmuseum, das sich als "Gedächtnis und Schaufenster des Ruhrgebiets" versteht und Exponate zu den Themenbereichen Natur, Kultur und Geschichte der Region zeigt.

Wieder zurück auf dem Platz gehen wir links um das Gebäude herum, queren die vielen stillgelegten Gleise und halten uns an der Fritz-Schupp-Allee erst links, dann rechts. Die Ringpromenade bringt uns zur Straße "Arendahls Wiese". Wir queren sie – vor uns ein imposanter Kühlturm – und laufen an einer Reihe von Ventilatorenkühlern 03 vorbei. Die Stahlbetonbauten haben auf beiden Seiten Ventilatoren. Links erheben sich zwei fotogene Stahlgerippe – einstige Kühltürme.

Wir queren die Kokereiallee und sehen vor uns das neu gebaute begehbare und begrünte Parkdeck mit Aussicht auf die Kulisse der Zentralkokerei. Vor dem Parkdeck halten wir uns rechts, dann links und wieder rechts und laufen auf einen großen Kamin 04 zu, er ist einer von 6 Kaminen der Zentralkokerei, die sich rechts von uns befindet.

Zentralkokerei

Von 1961 bis 1993 war die zu dieser Zeit modernste Kokerei Europas in Betrieb und ist heute wie die benachbarte Zeche Zollverein UNESCO-Weltkulturerbe. Bei der Inbetriebnahme 1961 brannten in der Kokerei 192 Koksöfen, die täglich 5.000 t Koks produzierten. 12 Jahre später waren es 304 Koksöfen mit einer Tagesleistung von 8.000 t Koks. So überrascht es auch nicht, dass zu Hochzeiten der Anlage bis zu 1.100 Personen beschäftigt waren. Das Ausgangsprodukt war die Kokskohle (Fettkohle), aus ihr wurde Koks gewonnen, das essentiell für die Verhüttung in der Eisen- und Stahlgewinnung war. Alle flüchtigen Bestandteile wurden ebenfalls verwendet bzw. weiterverarbeitet: Das Kokereigas wurde von Teer, Ammoniak (NH3), Schwefelwasserstoff und Rohbenzol gereinigt, ein Teil des Gases (45 %) zum Beheizen der Öfen verwendet. Überschüssiges Gas wurde auf 8 Bar komprimiert und ins Ruhrgasnetz eingespeist. Nebenprodukte wie Rohteer und Rohbenzol wurden an die chemische Industrie verkauft, Ammoniak zu Salz für die Landwirtschaft weiterverarbeitet, Schwefelwasserstoff zu Schwefelsäure umgewandelt.

Der Grund für die Stilllegung der Zentralkokerei 1993 war die Stahlkrise der 1990er-Jahre, mit der die Nachfrage nach Koks dramatisch sank. Derzeit entsteht in der Zentralkokerei der Denkmalpfad Zollverein: Entlang der Koksofenbatterie werden kubusförmige Einbauten geschaffen, in denen die komplexen Funktionsabläufe der Zentralkokerei durch Projektionen und Animationen vermittelt werden sollen.

Die Ringpromenade führt uns nun auf die Nordseite der Kokerei, wo vor uns unvermittelt die "Treppe ins Nichts" 05 auftaucht. Anschließend folgen wir der Ringpromenade mit Blick auf die imposante Ostseite der Zentralkokerei, die 2022 intensiv saniert wurde. Der Blick fällt unweigerlich auf das sogenannte Sonnenrad, ein nabenloses Riesenrad mit 14 Gondeln, das 1999 anlässlich einer Ausstellung errichtet wurde. Es ist seit 2010 außer Betrieb. Eine weitere Attraktion der Zeche ist das 12x5 m lange Werksschwimmbad vor einer Koksofenbatterie. Es wurde 2001 als Kunstprojekt eröffnet und darf im Sommer gratis besucht werden. Eine winterliche Attraktion ist die 150 m lange Eisbahn, die auf dem mit Wasser gefüllten Druckmaschinengleis entlang der Koksöfen betrieben wird.

Wir passieren den Bahnsteig der Haltestelle "Kokerei Zollverein" 06 und wandern unter einem der eindrucksvollen Transportbänder hindurch, über die einst Koks zu den Bahngleisen transportiert wurde. Die Ringpromenade führt rechts der Gleisharfe entlang – mit Blick auf die Fördermaschine 07 der Firma Gustav Schade. Diese hatte vergleichbare Fördergeräte und Transportbänder für alle Zechen des Ruhrgebiets gebaut. Wir queren die Gleise und schauen auf das Wahrzeichen der Zeche Zollverein, den 55 m hohen Doppelbock über der Schachthalle XII und den Kokskohlenbunker vor uns.

Kokskohlenbunker

Der Kokskohlenbunker (Schacht XII) steht unweit der Kohlenwäsche, beide Gebäude sind durch Bandbrücken verbunden. Über diese wurde die vom tauben Gestein getrennte und klassifizierte Kohle auf Förderbändern transportiert und im Kokskohlenbunker zwischengelagert. Anschließend wurde sie entweder über weitere Bandbrücken zur Kokerei Zollverein transportiert oder in die unter dem Kokskohlenbunker wartenden Eisenbahnwaggons geschüttet und in den Handel gebracht.

Zurück zum Parkplatz 01 sind es nur wenige Schritte.