Die halbe Tour startet an der 12 / Süderelbbrücke zwischen Harburg und der ehemaligen Elbinsel Wilhelmsburg. Von hier aus geht die Tour weitgehend über neu angelegte Premiumradstrecken durch Wilhelmsburg über Reiherstieg zum Alten Elbtunnel. Der "Sprung über die Elbe" ist eines der Leitprojekte der hamburgischen Stadtentwicklungsstrategie und meint eigentlich von Nord nach Süd über die Elbe. Wir rollen in die andere Richtung.
Wilhelmsburg
Wilhelmsburg ist eine der vielen Marschenelbinseln, die Hamburg vor allem mit Milch und anderen schnell verderblichen Agrarprodukten versorgten. Auf flachgehenden Elbewern brachten die Bauern ihre Erzeugnisse auf die hamburgischen Märkte. Heute sind die Inseln, längst Hafenwirtschaftsflächen, Industriestandorte und Wohnquartiere und als Inseln kaum mehr kenntlich. Wilhelmsburg sowieso nicht. Aber im Rahmen der 2013 gleichzeitig abgehaltenen Internationalen Bau- und Internationalen Gartenausstellung wurden unter dem Motto "Sprung über die Elbe" neue Akzente gesetzt. Eines der Kernstücke ist die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße um etwa 400 Meter nach Osten an die Bahntrasse Bremen-Hamburg. Das brachte Platz für die "Neue Wilhelmsburger Mitte" mit 5.000 Wohnungen und für den Wilhelmsburger Inselpark. Großes Radfahrer-Glück, weil eine durchgängig herausragende Radinfrastruktur geschaffen wurde. Mit wechselnden Ausblicken geht es durch Parks und Schrebergärten. Überhaupt entwickeln sich im Hamburger Süden Szenequartiere, die längst nicht mehr Geheimtipp sind. So zum Beispiel im Reiherstiegviertel. Im 13 / Am Anleger am Ernst-August-Kanal lässt sich das ausprobieren. Weiter geht es am Spreehafen entlang und über den Veddelkanal auf einem Radstreifen, der einfach an einer Straßenbrücke hängt.
Elbe submarin
Wir machen die letzte Strecke bis zum Steinwerder. Hier muss unbedingt ein Blick über die Elbe auf die Landungsbrücken samt Elbphilharmonie gewagt werden. Das Getränk und das Fischbrötchen dazu gibt es im Imbiss 14 / Brücke 10. Rund 24 Meter bringt uns ein Aufzug dann in die Tiefe, wo zwei 448,5 Meter lange Röhren die Norderelbe zwischen Steinwerder und St.Pauli Landungsbrücken unterqueren. Gebaut wurde der Tunnel, als sich Ende des 19. Jahrhunderts Hafen- und Werftbetriebe auf die südlich gelegenen Elbinseln ausweiteten. Zu den Schichtwechseln mussten Zehntausende mit Fähren über den Fluss, was Störungen des Hafenbetriebs verursachte und witterungsanfällig war. Brückenbauten hätten wegen der Seeschiffe mehr als 50 Meter lichte Durchfahrtshöhe bieten müssen. Ging also nicht. Als der Tunnel nach vier Jahren Bauzeit 1911 eröffnet wurde, galt er als technische Sensation. Heute sind vor allem Radfahrer und Fußgänger im alten Tunnel unterwegs. Knapp 500.000 Radler und 1,5 Millionen Fußgänger wurden 2019 gezählt. Aus der submarinen Tiefe geht es ans Licht der Landungsbrücken in St. Pauli. Etwa drei Kilometer sind es von hier noch bis zum 15 / Hauptbahnhof.

Der Sprung Über Die Elbe